Eigentor des DFB

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Es ist nicht ganz einfach für Vereine im Amateurfußball, sich über Wasser zu halten. Wenn die TSG Harsewinkel in der Kreisliga A im heimischen Moddenbachstadion antritt, kommt es deshalb auf jeden Zuschauer an. So "zwischen 80 und 150" pro Heimspiel, sagt der Fußballobmann, Eckhard Köhl. "Je nach Gegner." Und jeder Euro werde gebraucht. "Das Meiste", sagt Köhl, "geht ja schon für den Schiedsrichter drauf."
Deshalb löst die Werbeaktion des Deutschen Fußball Bundes (DFB) mit dem Pay-TV-Anbieter Sky für ein Sonntags-Abonnement bei den Amateurclubs immer mehr Unmut aus. "Das Lockangebot von DFB und Sky ist ein Affront gegen die Vereine", klagt auch Theo Elbers, 1. Vorsitzender der TSG Harsewinkel. Er kritisierte: "Da wird versucht, die Zuschauer von den Amateurplätzen wegzulocken.  Wir müssten ja Prügel beziehen, wenn wir diese Leute noch animieren würden, lieber ins Vereinsheim zu gehen und sich dort die Bundesligaberichte anzusehen."
Der DFB hatte im August rund 27.000 Vereine angeschrieben und ein spezielles Sky-Angebot von monatlich 49,--für die öffentliche Übertragung von Partien am Sonntag im Vereinsheim unterbreitet - dem Hauptspieltag der Amateure.
Es ist schon (vorsichtig ausgedrückt) etwas verwunderlich, dass der DFB ein Empfehlungsschreiben für ein Unternehmen verschickt und sich somit zu dessen Vermarktungsgehilfen macht. Möchte der DFB dem Bezahlsender dabei helfen, sich am Markt besser zu platzieren und dessen Position stärken?
Fußball ist in unserem Land Volkssport Nummer Eins und eigentlich wäre es doch schön, wenn der DFB dabei helfen würde, dass noch mehr Menschen ohne zusätzliche Kosten Fußballspiele sehen können. Und, nur mal so nebenbei, wer sich keine Eintrittskarte leisten kann, der kann sich auch kein Abo im Bezahlfernsehen leisten.
Noch skurriler wird es allerdings, wenn man sich die Bedingungen für einen eventuellen Vertragsabschluss einmal genau anschaut. Da heißt es doch unter Punkt 4, dass „...die teilnehmenden Vereine zweimal im Jahr eine Briefwerbung mit einem Privat-Abo-Angebot von Sky verschicken und die Vereine ihre Mitgliederadressen für Mailings an Sky bereitstellen müssen“.
Dies, lieber DFB, ist so nicht einfach hinnehmbar. Es ist bestürzend, wenn der größte Fußballverband Deutschlands eine Kaufempfehlung verschickt, dessen Vertragsinhalt es ist, die Adressen seiner Mitglieder an Dritte für Werbezwecke heraus zu geben.
Ob dies auch rechtlich zu einhundert Prozent wasserdicht ist, ist fraglich. So wie es aussieht, ist sich der DFB selbst nicht so ganz sicher, denn in seinem Anschreiben heißt es da wörtlich: „Ob es hierbei insbesondere wegen [der] damit einhergehenden Verpflichtung zur Durchführung von Briefwerbung und Bereitstellung von Mitgliederadressen tatsächlich für unsere Vereine um ein akzeptierbares und attraktives Angebot handelt, möchten wir Ihrer eigenen Bewertung und Entscheidung überlassen.“
Bei bislang nur ca. 140 Abschlüssen bei 27.000 angeschriebenen Vereinen erübrigt sich jeder weiterer Kommentar.

Fazit: Das Angebot des DFB ging nicht nur bei der TSG direkt vom Briefkasten in den Papierkorb.

Karl-Heinz Wittenbrink
2.Vors. der TSG