Berichte der Lokalpresse

Die NW schreibt:

Handball: Der VfL Gladbeck schien die Partie in der Schlussphase auf seine Seite zu ziehen. Doch Oberligist TSG Harsewinkel schlug zurück und legte eine frühe Reifeprüfung ab.

Abgezockter als der Ex-Drittligist

Der Hasenbau hat auch über die Sommerpause nichts von seinem Zauber verloren. Gleich im ersten Saisonspiel sorgte die TSG Harsewinkel wieder einmal für einen Handball-Krimi – mit Happy End. Bemerkenswert: gegen die ausgebuffte Truppe des Drittliga-Absteigers VfL Gladbeck um Star-Spieler Max Krönung war es der heimische Oberligist, der sich in der „Crunchtime“ abgezockter zeigte und die Partie hauchdünn mit 29:28 (15:13) für sich entschied.

„Die Zuschauer, die nicht da waren, haben mächtig viel verpasst. Gegen Gladbeck am ersten Spieltag mit einem Tor zu gewinnen – à la bonne heure!“, lobte TSG-Trainer Manuel Mühlbrandt. „Die Mannschaft war von Anfang an da, auch die in der Vorbereitung noch fehlenden Emotionen waren da. Es freut mich für das Team, dass wir den nächsten Schritt nach vorne gemacht haben.“

Die Reifeprüfung legte die TSG in den finalen Minuten ab. Als die zwischenzeitlich immer drei, vier Tore betragende Führung zusammengeschmolzen war und Gladbeck beim 25:25 (53.) nach einer gefühlten Ewigkeit erstmals wieder ausgeglichen hatte, schien die Partie zugunsten der Gäste zu kippen. Erst recht, als Björn Sankalla den VfL mit 27:26 (57.) in Front brachte. Doch Luca Sewing behielt die Nerven von der Siebenmeter-Make und traf zum 27:27 (58.), dann entschärfte TSG-Keeper Maik Schröder einen freien Wurf von der Rechtsaußenposition. Kapitän Sven Bröskamp veredelte den folgenden Angriff mit dem 28:27 (59.). Der VfL leistete sich einen weiteren Fehlwurf, 23 Sekunden vor Schluss machte „Lucky“ Sewing mit seinem vierten verwandelten Siebenmeter die 100-Prozent-Quote von der Linie perfekt und brachte die Partie mit dem 29:27 nach Hause. Der Treffer zum 29:28 war nur noch Makulatur.

„Diese knappen Spiele und die Stimmung hier – das hat mir echt gefehlt“, sagte Sven Bröskamp, der 15 Monate nach seinem Kreuzbandriss im Mai 2022 ein starkes Pflichtspiel-Comeback feierte. „Es hätte sicher etwas entspannter sein können, aber eine Truppe wie Gladbeck kannst du nicht 60 Minuten lang beherrschen.“ Maik Schröder sprach von einer „kämpferischen TSG“, bei der der Teamgeist „richtig da“ war. „Der Wille war bei jedem zu sehen, wir haben stark gespielt. Aber wir waren auch gut vorbereitet, wir wussten viel über Gladbeck“, zollte der Torhüter auch dem Trainerteam ein dickes Lob. Bei seinen zahlreichen Paraden habe er „den Kopf ausgeschaltet und einfach nur reagiert.“

Aus einer geschlossen starken Abwehr hob Manuel Mühlbrandt Liam Lindenthal hervor („Das war erste Sahne“) und lobte Luca Sewing als „absoluten Entscheidungsspieler“. Jetzt gelte es die „Kleinstfehler“ abzustellen.

So leistete sich die TSG in der ersten Hälfte den Luxus, gut ein halbes Dutzends klarster Chancen zu vergeben. Ansonsten hätte im Anschluss an die 9:5- sowie 13:9-Führungen schon ein deutlich höherer Zwischenstand auf der Anzeigetafel geleuchtet. So drohte immer die Gefahr, dass der noch in Schlagdistanz lauernde VfL Gladbeck tatsächlich zuschlagen könnte – den entscheidenden Punch hatte dann aber die TSG.

„In den entscheidenden Momenten hatten wir nicht das nötige Quäntchen Glück, es fehlte aber auch am nötigen Können“, sagte der Gladbecker Trainer Thorben Mollenhauer, der die insgesamt 16 Zeitstrafen, zehn davon gegen sein Team, nicht nachvollziehen konnte. „Die Schiedsrichterleistung war katastrophal.“ Glückwünsche für den Harsewinkeler Sieg gab es von Mollenhauer dennoch. „Die TSG macht es gut. Und am ersten Spieltag als Absteiger nach Harsewinkel zu fahren, ist wirklich undankbar.“

In "Die Glocke" ist zu lesen:

TSG-Turbostart: Gladbeck mit viel Einsatz besiegt 

Die Ungewissheit und Besorgnis zu Saisonstart wurden nach den ersten 60 Oberligaminuten der Spielzeit 23/24 durch Erleichterung und Freude ersetzt: Die 420 Zuschauer im gut besetzten Hasenbau, die vor Wochenfrist die Grundsteinlegung zum Bau der Dreifachsporthalle vor 50 Jahren gefeiert hatten, zelebrierten nun mit den Handballern der TSG Harsewinkel den 29:28 (15:13)-Heimsieg über den stark eingeschätzten Drittligaabsteiger VfL Gladbeck. 

Den Sieg der TSG bezeichnete Gästetrainer Thorben Mollenhauer, der auf Zweimeter-Linkshänder Christopher Winkelmann, dem einst auch bei der TSG aktiven Leon Prüßner und Jonas Luggenhölscher verzichten musste, als „völlig verdient, weil uns in den entscheidenden Momenten das Glück und das Können gefehlt haben.“ Ob Mollenhauer („Es war undankbar direkt in Harsewinkel zu starten, wir wussten, dass es nicht leicht wird“) damit auch die früh und mit dadurch insgesamt 16 Zeitstrafen für Kritik auf beiden Bänken sorgenden Schiedsrichter meinte, ließ er dahingestellt. 

Für Harsewinkel-Trainer Manuel Mühlbrandt war entscheidend, dass sein Team mit dem Meisterschaftsstart endlich den in einigen Vorbereitungsspielen vermissten letzten Einsatzwillen von der ersten Sekunde an aufs Parkett brachte. „Und ein Kompliment ans Team, weil es nach langer Führung auch die Ruhe bewahrte, als Gladbeck in der 57. Minute auf einmal vorne lag.“ 

Da hätte die nach 1:2-Rückstand stets von den Gastgebern dominierte Partie noch einmal kippen können. Auch, weil sich der im ersten Durchgang abgemeldete VfL-Topspieler Max Krönung nun viermal mit guten Eins-gegen-Eins-Aktionen auf beiden Rückraumseiten durchsetzte. Doch mit Maik Schröder hatten die Gastgeber einen herausragenden Keeper zwischen den Pfosten, der nicht nur in dieser Phase, wie bei der Parade gegen Fabian Neher von Rechtsaußen in der 58. Minute, den entscheidenden Rückhalt gab und die Halle sowie seine Mitspieler mitriss. 

Zweiter Fixpunkt im TSG-Spiel war der gleich wieder zweistellig (12/4) treffende Luca Sewing im rechten Rückraum. Doch genauso wichtig war beim gelungenen Saisonstart, dass der bis auf Heiner Steinkühler (Patellasehnenentzündung in beiden Knien) komplette Kader nun breiter aufgestellt ist. So konnte „Mühle“ im Rückraum variabel mit den beiden topfitten Bröskamp-Brüdern Sven (erneut Mannschaftskapitän) und Florian sowie Jannis „Schleuder“ Hoff und Robert Indeche variieren. 

Dass die Gastgeber nicht schon zur Pause deutlicher führten, lag an vergebenen Torchancen sowohl bei Gegenstößen als auch vom Kreis. Und dann wurde der ein oder andere Angriff nicht konsequent genug zu Ende gespielt oder halbherzig abgeschlossen. So lebte die Partie vor allem von der Spannung und der Emotion. 

 

 

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