Die neuen Oberliga-Deppen

Spielbericht vom Freitag in der NW

Wenn der TSG Harsewinkel in der Endabrechnung der Handball-Oberligasaison zwei Punkte zum Klassenerhalt fehlen sollten, dann dürften diese im Mannschaftsbus des HSC Haltern-Sythen zu finden sein. Der mit 2:30 Zählern angereiste Tabellenvorletzte bestrafte am Freitagabend einen gleichermaßen indisponierten, wie indiskutablen Auftritt der TSG, die den Rückrundenauftakt im Hasenbau mit einer 35:37 (21:17)-Niederlage komplett an die Wand fuhr.

Als „überheblich, lethargisch, fast schon arrogant“ bezeichnete TSG-Trainer Manuel Mühlbrandt das fehlerbehaftete und unkonzentrierte Spiel seiner Mannen, das in der Abwehr derart körperlos geführt wurde, dass sich selbst das Schiedsrichtergespann wunderte. „Die erste Gelbe Karte nach 21 Minuten – ich glaube, das habe ich in einem Oberligaspiel noch nie erlebt“, sagte Günter Warkus, der gemeinsam mit Günter Hoppe die Partie leitete.

Dass die TSG ohne den erkrankten Heinrich Steinkühler auskommen musste, bis zur 45. Minute auf den erkälteten Max Schlögl verzichtete und Luca Sewing nach seinem dritten Treffer zum 7:4 in Manndeckung genommen wurde, kann keine Erklärung sein. Schon die scheinbar komfortable 21:17-Pausenführung kam nur zustande, weil TSG-Keeper Felix Hendrich als einer der wenigen Harsewinkeler mit Normalform neun Bälle entschärfte.

Vor allem die zahlreichen technischen Fehler und vergebenen Würfe führten neben einer quasi nicht existenten Deckungsleistung zur Blamage. „Diese eklatant vielen Fehler, die Einzeln und im Kollektiv gemacht worden sind, reichen in keinem Oberligaspiel für einen Sieg. Der mahnende Finger, den ich gehoben habe, ist wieder nicht gesehen worden. Alle Warnungen sind mal wieder auf taube Ohren gestoßen“, sagte Manuel Mühlbrandt nach der fünften Saisonniederlage gegen eine Mannschaft aus der unteren Tabellenhälfte.

Aus einem 25:25 (40.), wurde ein 25:29, in Unterzahl kämpfte sich die TSG aber wieder auf 29:30 heran. Als Liam Lindenthal in Überzahl zum 35:34 (58.) traf, schien sich trotz aller Unzulänglichkeiten doch noch alles zum Guten zu wenden. Aber in Unterzahl brachte der bis dahin am Spiel gar nicht teilnehmende Tim Charfreitag die Gäste mit einem Doppelschlag mit 36:35 in Führung. Da Sergej Braun, der für ein weiteres Jahr bei der TSG verlängert hat, von Rechtsaußen an HSC-Keeper Jon Frederik Holtz scheiterte und der Wurf von Luca Sewing beide Innenpfosten küsste, reichte es nicht einmal zu einem Remis.

Der wenig ehrenvolle Titel „Deppen der Oberliga“, den sich die Sportfreunde Loxten vor zwei Wochen durch eine Niederlage beim bis dato sieglosen Schlusslicht Villigst-Ergste erworben hatten, wanderte somit am Freitagabend herüber nach Harsewinkel. „Haltern hat hier verdient zwei Punkte mitgenommen. Sie haben gekämpft wie die Löwe“, befand Manuel Mühlbrandt.

„Ein Unentschieden wäre verdient gewesen, denn jede Mannschaft hatte über 60 Minuten ihre Momente. Die TSG muss man in eigener Halle erst einmal schlagen. Dass es tatsächlich klappt, hatte vorher niemand erwartet“, sagte HSC-Trainer Daniel Schnellhardt, der die TSG Harsewinkel im Vorfeld als „Top-3-Mannschaft“ bezeichnet hatte. Diesen Nachweis blieben die Hausherren in einem Duell mit einem deutlich schwächer eingestuften Gegner indes einmal mehr schuldig.

TSG: Hendrich/Schröder (ab 47.) – Indeche, Braun (4), Lindenthal (3), Wunsch (2), St. Claire (7), Brown, F. Bröskamp (4), Hoff (5), Schlögl (1), Sewing (9/2).

HSC Haltern-Sythen: Busche/Holtz (1) – M. Beumer (5), Nühenbrock (4), Charfreitag (2), Spiekermann (11), Weber (2), Schrief (4/2), Gadow, J. Beumer (3), Ramin (5), Köppen, Krause, Bankwitz.