Weitere Berichte vom Spiel in Mennighüffen

Die NW schreibt heute:

Die TSG verliert ein Spiel, dass man nicht verlieren darf

Das nächste düstere TSG-Kapitel

Es ist der nächste rätselhafte Auftritt der TSG Harsewinkel, die ihrer unrühmlichen Reihe „Spiele, die du niemals verlieren darfst“ am Freitagabend ein weiteres dunkles Kapitel hinzufügt. Nach 33 Minuten führt der Handball-Oberligist beim VfL Mennighüffen mit 20:14 und sieht wie der sichere Sieger aus, zumal VfL-Routinier Marco Büschenfeld gerade die dritte Zeitstrafe bekommt und nicht mehr mitwirken darf.

Was sich anschließend abspielt, lässt sich kaum in Worte fassen. Gegen ersatzgeschwächt angetretene Gastgeber verliert die TSG die folgenden 27 Minuten mit 10:20 und folglich das Spiel mit 30:34 (18:14). „Irgendwas passiert gerade in dieser Mannschaft. Aber ich weiß nicht, was“, ist Trainer Manuel Mühlbrandt vollkommen konsterniert. „Ich bin unfassbar enttäuscht. Es ist traurig, was nach dem 20:14 vorne und hinten passiert ist.“

Vorne, also im Angriff, schießt der Harsewinkeler Rückraum mit Luca Sewing, Heinrich Steinkühler und Florian Bröskamp (zusammen nur vier Feldtore in Halbzeit zwei) Fahrkarte um Fahrkarte und wirft mit unplatzierten Abschlüssen VfL-Keeper Tristan Frerichs zum Helden. Jannis Hoff sitzt 60 Minuten auf der Bank und kann nicht helfen. „Er ist verletzt und konnte die ganze Woche nicht trainieren“, klärt Mühlbrandt auf. Hinten, also in der Abwehr, lässt sich die TSG von Tim Huckauf (10/3), Marvin Vieregge (9) und Mats-Lennart Rinne (7) zum Narren machen. Fast jeder Mennighüffener Angriff mündet in einem Zeitspiel, doch meist ist einer aus diesem Trio mit dem letzten noch möglichen Wurf doch noch erfolgreich.

„Wir verlieren alle Eins-gegen-Eins-Situationen und haben überhaupt keinen Zugriff mehr. Spielerisch sind wir die bessere Mannschaft und haben auch mehr Qualität. Aber wenn man dann aufhört zu kämpfen und überheblich wird, dann holt man den Gegner eben zurück ins Spiel. Dieses Thema haben wir seit Wochen. Mennighüffen hat gekämpft, Blut geleckt und geht daher auch als verdienter Sieger von der Platte“, sagt Manuel Mühlbrandt.

Beim 21:21 (43.) hat der VfL erstmals seit dem 3:3 wieder ausgeglichen und die Zuschauer reiben sich verwundert die Augen. Während der im Bröskamp-Doppeldeckerbus angereiste TSG-Anhang verzweifelt versucht, die Mannschaft mit „Defense, Defense“-Rufen aus der Lethargie zu reißen, johlt das Mennighüffener Publikum bei jedem Treffer, der den Rückstand reduziert, vor Begeisterung auf. Marco Büschenfeld, der auf der Tribüne neben dem erkrankten Arne Kröger Platz genommen hat, pusht seine Mannschaft derart, dass seine kleine Tochter große Augen bekommt – so hat sie den Papa offenbar noch nie gesehen.

Malik St. Claire bringt die TSG beim 23:22 (44.) ein letztes Mal in Führung. Dann legt der VfL ein 27:24 vor (51.), beim 28:29 aus Harsewinkeler Sicht (57.) sind die Gäste noch einmal in Reichweite eines Punktes. Doch der VfL enteilt wieder auf 32:28 und die TSG Harsewinkel überwintert als Tabellenneunter mit 13:13 Punkten auf dem aktuell ersten Abstiegsplatz. Denn am Freitag hatte der Handballverband Westfalen mitgeteilt, dass nach derzeitigem Stand aus der Oberliga am Saisonende neun Mannschaften absteigen werden.

TSG Harsewinkel: Schröder/Hendrich – Indeche, Braun, Lindenthal (1), Stenkamp (4), St. Claire (5), Brown, F. Bröskamp (2), Steinkühler (6), Schlögl (3), Sewing (9/2).

"Die Glocke" legt heute nach:

Deutlich führen reicht eben nicht

Ab und an scheint es, als würde sich das Team damit zufrieden geben, ein Spiel phasenweise zu dominieren
und klar zur führen. Doch selbst nur wenige Prozent nachzulassen, ist fast immer bestraft worden.
Die Qualität ist durch die drei jungen Neuen, deren Leistungspotenzial noch nicht ausgeschöpft ist, stärker geworden. Doch ihr
Vermögen hat die Mannschaft nicht immer konsequent auf die Platte gebracht.
Warum überhaupt so viel Kritik, wo ein neunter Tabellenplatz und 13:13-Punkte auf den ersten Blick sehr solide und sicher
aussehen? Sind sie aber nicht, weil in der dritten Liga aktuell vor allem Teams aus dem HV Westfalen vom Abstieg bedroht sind
und damit bis zu acht Absteigern aus der Oberliga drohen. Denn der Verband will nach den Corona-Aufstockungen der Ligen auf
alte Staffelstärken zurück. Und bei acht Absteigern stände die TSG Harsewinkel gerade mal einen Platz über dem Strich ...