Die NW schreibt heute

Handball: Mit einem 31:31 trotzt Harsewinkel dem Oberliga-Tabellenführer TSG A-H Bielefeld den ersten Zähler ab. Dank einer kämpferischen Leistung bleibt das Team vom hochzufriedenen Coach Manuel Mühlbrandt immer auf Augenhöhe und hat in einer dramatischen Schlussphase sogar die Chance auf einen Sieg.

Die kleine TSG lässt gegen den Favoriten ordentlich die Muskeln spielen

 

Irgendwann rutschte Karlheinz Kalze im Laufe des Gesprächs mit den Trainern nach dem Spiel der Begriff „kleine TSG“ heraus. Gemeint war sein Klub, die TSG Harsewinkel. Aber die hatte gerade gegen den großen Namensvetter, die TSG A-H Bielefeld, ordentlich die Muskeln spielen lassen. Als erstes Team der Oberliga trotzten die Handballer aus dem Kreis Gütersloh dem Favoriten beim 31:31 (14:16) einen Punkt ab – hochverdient.

„Wenn sie gegen uns defensiv gedeckt hätten, hätten wir sie aus dem Rückraum erschossen“, sagte Harsewinkels Routinier Heiner Steinkühler, der mit Patellasehnenproblemen nicht spielen konnte. Das wusste auch Gästetrainer Niels Pfannenschmidt, der eine sehr offensive Deckung im „Hasenbau“ aufs Parkett brachte.

Harsewinkel tat sich zunächst schwer, die Bielefelder wirkten abgeklärter, wie beim Diagonalpass von Florian Schöße quer durch den Kreis auf Rechtsaußen Christopher Braun, der zum 0:1 einnetzte. Doch nach der 4:1-Führung für die Gäste schien Harsewinkel aufzuwachen. Und das lag an einem Mann, der zuvor zwei Dinge richtig bemerkt hatte: „Ich muss anfangen. Und das Publikum muss voll hinter uns stehen.“

Torwart Felix Hendrich, ehemaliger Bielefelder, brachte sein aktuelles gegen sein ehemaliges Team zurück ins Spiel. Am Ende hatte er drei Siebenmeter entschärft und etliche klare Chancen vereitelt. Und die 500 Fans in der Halle rasteten aus.

Nach einer knappen Viertelstunde hatten die Gastgeber den großen Favoriten so genervt, dass der plötzlich nervös schien. Luca Sewing, der gegen die offensive Deckung nicht zu seinen üblichen einfachen Rückraumtoren kam, dafür aber mit ein paar guten Kreisanspielen glänzte, traf zum 5:6.

Ex-Profi Jens Bechtloff stand bei einem gefangenen Pass im Aus. Die Bielefelder produzierten einen falschen Anwurf. Nach Sergej Brauns Treffer zur 8:7 Führung, der ersten für die Hausherren, nahm Pfannenschmidt eine Auszeit. Per Kempa-Trick machte Linksaußen Malik St. Claire nach Pass von Mittelmann Robert Indeche das 14:16 zur Pause.

Und auch in Halbzeit zwei blieb es spannend bis zur Schlussphase. Zwischenzeitlich hatte Harsewinkel die Bielefelder zur Deckungsumstellung auf eine 6:0-Formation gezwungen. „Das war das Spiel, auf das ich immer hin warne. Wir sind auf einen sehr motivierten Gegner getroffen“, sagte Pfannenschmidt später.

In den dramatischen Schlussminuten hatten die Hausherren mehrfach die Chance, auf zwei Tore davon zu ziehen. Sewing machte mit einem abgefälschten Aufsetzer, der glücklich ins Tor trudelte, das 31:30. Doch Dominik Waldhof traf in den letzten Sekunden noch zum Ausgleich. „Als ob ich unter diesem Stress noch denke“, sagte er, nachdem Hendrich sich geärgert hatte: „Er wirft die immer so. Das war meiner. Ich war noch dran.“ Waldhof gab aber auch zu: „Es ist schön, hier noch einen Punkt raus zu holen, der schon weg war.“ Das war durchaus als Kompliment zu verstehen. Darum meinte auch Harsewinkel-Coach Mühlbrandt: „Wir haben nach dem Hahlen Spiel heute etwas gutgemacht. Ich freue mich riesig.“