Sewing und 400 Zuschauer
Trotz der 18:8-Führung in der 26. Minute brauchten die Handballer der TSG Harsewinkel am Freitagabend doch noch die Unterstützung ihrer temperamentvollen Anhänger, um gegen den VfL Mennighüffen das Auftaktspiel der Oberligasaison mit 33:31 zu gewinnen. Gut 400 Zuschauer waren unter Einhaltung der 3-G-Regeln in den „Hasenbau“ gekommen.
Sie sahen zunächst eine wie aus einem Guss spielende TSG-Mannschaft, die ihren Trainer Manuel Mühlbrandt für seine Kritik nach den Testspielen („Zu wenig Konzentration und Konsequenz“) Lügen strafte. Angeführt von ihrem Rückraumrechten Nico Sewing (neun Treffer mit den ersten elf Versuchen) und dem klug Regie führenden Mittelmann Heiner Steinkühler setzten sich die Gastgeber Treffer für Treffer ab. Kevin Brown bedankte sich mit feinen Kreisläufertoren für die umsichtigen Anspiele aus dem starken Rückraum, und Malik St. Claire versenkte die Gegenstöße und die Würfe von Linksaußen sicher.
Dass der Vorsprung bis zum Pausenpfiff auf 19:11 zusammenschmolz störte das Publikum noch nicht. Mit 19 Treffern bei 24 Angriffen hatte ihre Mannschaft immer noch eine außergewöhnlich gute Trefferquote vorzuweisen. Vor allem aber hatte die Abwehr um den stabilen Innenblock mit Brown, Sewing, Steinkühler und Sven Bröskamp den VfL-Angreifern kaum Möglichkeiten gelassen, obwohl Tomasz Tluczinski permanent umstellte.
„In dieser Phase hat die Mannschaft ihre Qualität angedeutet“, sagte Mühlbrandt. „Aber danach hat sie den Gegner durch eigene Schwächen stark gemacht.“ Den Coach ärgerten die Nachlässigkeiten seiner Leute, die vor allem den immer mehr aufdrehenden Mennighüffer Rückraumspieler Arne Kröger (9 Tore) und den treffsicheren Rechtsaußen Mats-Lennart Köster (10 Tore) nicht mehr konsequent genug verteidigten. Selbstkritisch fragte „Mühle“ aber auch: „Habe ich den richtigen Zeitpunkt zum Wechseln verpasst? Hätten Brown, Sewing und Steinkühler vielleicht früher mal eine Pause gebraucht.“
Den Schwächen in der Abwehr entsprachen die Ballverluste im Angriff. „Ich verstehe nicht, warum wir das Ding nicht konsequent durchgezogen haben“, wunderte sich Manuel Mühlbrandt über allzu lässige Abspiele. Aber auch die Abschlüsse waren längst nicht mehr so gut vorbereitet wie vor der Pause. Die mit ihrer offensiveren Deckung selbst der „Tormaschine“ Sewing das Leben schwer machenden Gäste witterten ihre Chance, verkürzten über 21:28 und 25:29 bis zum 27:29 in der 53. Minute. „Gut, dass dann unsere Zuschauer laut geworden sind“, bedankte sich Heiner Steinkühler für die Weckrufe und die Unterstützung von den Rängen. Der Regisseur selbst markierte die enorm wichtige 30:27-Führung. Und als Leon Prüßner das 31:28 nachlegte und Luca Sewing mit seinem zwölften Tor das 32:29, war klar, dass die Punkte in der Halle bleiben würden.
„Unterm Strich entspricht das ja auch dem Spielverlauf und spiegelt unsere Überlegenheit über weite Strecken wider“, stellte Mühlbrandt fest. „Aber wieso packen wir erst wieder zu, als uns das Spiel aus der Hand zu gleiten droht?“ Für den Harsewinkeler Coach gibt es nach dieser Saisoneröffnung mit zwei Gesichtern seiner Mannschaft „viel zu besprechen.“ Letztendlich wichtig war für den TSG-Coach allerdings:
„Wir haben das erste Spiel nach dieser unglaublich langen Wettkampfpause gewonnen und das ist keineswegs selbstverständlich.“
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