Mehr Sparring als ein richtiges Derby

Die NW kommentiert das Spiel gegen den TVI

Oberligist TSG Harsewinkel lässt dem TV Isselhorst keine Chance. Während der Sieger nun einen Matchball zum Erreichen der Aufstiegsrunde hat, droht dem Verlierer eine Abstiegsrunde ohne Selbstvertrauen.

Mehr Sparring als ein richtiges Derby 

Die Tabelle lügt nicht, heißt es, und die Anzeigetafel auch nicht. Mit 40:24 spiegelte die nach dem Handball-Oberligaspiel zwischen der TSG Harsewinkel und dem TV Isselhorst am Dienstagabend den Leistungsunterschied zwischen den klassenhöchsten Mannschaften aus dem Gütersloher Südkreis tatsächlich genauso deutlich wider, wie die Rangliste. Die TSG geht am Samstag mit 14:10 Punkten als Vierter in den Endspurt der Vorrundengruppe, der TVI am Sonntag mit 2:24 Zählern als abgeschlagener Achter und Letzter. „Jetzt haben wir den erhofften Matchball im Kampf um den Einzug in die Aufstiegsrunde“, stellte Manuel Mühlbrandt nach dem souveränen Auftritt seiner TSG zufrieden fest. Schon mit einem Unentschieden beim zwei Punkte zurückliegenden Tabellenfünften TuS 97 hätten die Harsewinkeler ihr wichtigstes Saisonziel erreicht.

Längst vergessen hatte der Coach in diesem Moment die Bauchschmerzen, die ihn vor dem Anpfiff aus Respekt vor einem Gegner, der besser sei als sein Tabellenplatz, und Sorgen um die ausreichende Fokussierung seiner zu Übermut neigenden Spieler auf diese vorentscheidende Etappe geplagt hatten. „So eine Leistung reicht natürlich nicht, um in dieser anspruchsvollen Spielklasse mitzuhalten.“ Michael Jankowski räumte die Chancenlosigkeit des TV Isselhorst ohne jedes Wenn und Aber ein. Dabei hätte er mit einiger Berechtigung darauf herumreiten können, dass mit den Corona bedingten Ausfällen von Marvin Gregor und Max Kollenberg sowie den verletzten Jonas Dallmann und Felix Marquardt wichtige Spieler fehlten, während andere wie Julian Höcker und Jonas Wieneke „noch wieder nicht ganz fit“ waren. Doch der TVI-Coach stellte einen anderen Aspekt heraus. „Bei uns haben alle den Anspruch, in die vierthöchste Spielklasse zu gehören. Doch um den zu bestätigen, haben die, die heute auf dem Feld standen, zu viel falsch gemacht.“ Besonders ärgerlich für Jankowski: Nach der verpatzten Anfangsphase – Gian-Luca Braunsmann erzielte den Anschlusstreffer zum 1:4 erst mit dem achten Angriff (8.) – hatte seine Truppe (wie fast immer in dieser Saison) durchaus auch gute Phasen mit sauber herausgespielten Toren wie in den Minuten bis zum 10:12-Anschlusstreffer (20.) gehabt. „Insgesamt waren es aber zu viele Ballverluste“, verwies TVI-Statistiker Sebastian Ziemba auf die grottige Quote von 24 Toren bei 75 Angriffen: „Und da war von Schrittfehlern bis zu weggeworfenen Bällen alles dabei.“

Im zweiten Abschnitt leisteten sich die Gäste sogar zwei Serien von jeweils zehn Angriffen ohne Torerfolg und resignierten. „Um den Abstand achtbar zu halten, haben wir auch in der Abwehr zu wenig dagegengehalten“, räumte Michael Jankowski ein. Er vermisste von allen ein Aufbäumen und von den erfahreneren Spielern Führungsqualität. Im letzten Vorrundenspiel am Sonntag gegen den Rangzweiten CVJM Rödinghausen gehe es jetzt darum, „mit einem ordentlichen Ergebnis wenigstens noch etwas Selbstvertrauen mit in die Abstiegsrunde zu nehmen.“

Torhüter Hendrich war ein starker Rückhalt

Ohne Bedenken geht allerdings auch Kollege Mühlbrandt nicht in den Schlussspurt. „Wir haben zwar immer das Tempo hochgehalten und 40 Tore erzielt. Aber wir haben trotzdem noch unendlich viele Chancen liegen gelassen.“ Der TSG-Coach sah bei seiner Truppe nach dem am Ende wie ein Sparring wirkenden Vergleich mit dem TVI „keine entscheidungsspieltaugliche Quote.“ Mehr Druck gegen eine „garantiert aggressivere und stärkere Deckung“, dürfte er sich gegen den TuS 97 von Heiner Steinkühler und/oder Sven Bröskamp erhoffen. Der etatmäßige Mittelmann war am Dienstag noch in Corona-Quarantäne; der leicht angeschlagene Kapitän hatte seinen Trainer „am Montag beim Training geärgert“ und musste auf der Bank bleiben. Statt der Stammkräfte zog Tom Kalter im Angriff der TSG mit vielen guten Aktionen, aber auch einigen (zu) leichten Ballverlusten die Fäden. Während Mühlbrandt auch anderen Spielern seiner zweiten Reihe viel Einsatzzeit gab, wofür sich der A-Jugendliche Simon Schmitz mit einigen von den 375 Zuschauern gefeierten Aktionen bedankte, hielt er im Tor an dem nach einer guten Viertelstunde für Maik Schröder eingewechselten Felix Hendrich fest. „Er war ein starker Rückhalt“, stellte der TSGCoach heraus, was seinem Kollegen Jankowski am meisten gefehlt haben dürfte.