Das Ziel bleibt

In der Kolumne "Von Mittwoch zu Mittwoch" schreibt Uwe Kramme in NW und WB

Das Ziel bleibt

Die Verantwortlichen der TSG Harsewinkel haben viel Zeit und viel Mühe in die Meldung für eine Aufstiegsrunde zur 3. Handball­ Bundesliga gesteckt, die nicht stattfinden wird. Am Freitag erklärten sie zeitgleich mit den Kollegen von den Sportfreunden Loxten und der TSG Altenhagen-Heepen ihren Verzicht auf eine Teilnahme. Die drei Oberligisten  aus Ostwestfalen zogen damit die Konsequenz aus der Tatsache, dass die Corana-Schutzverordnung bis zum Saisonende am 30.Juni für Amateure keinen Kontaktsport in der Halle, ja noch nicht einmal die Rückkehr in den Trainingsbetrieb nach einer nun schon sieben Monate langen Zwangspause zulässt.

Nach dem gekonnten, in vielen Gesprächen eingeübten Passspiel zwischen Bielefeld, Versmold und Harsewinkel  lag der Ball wieder im Feld des Handballverbandes Westfalen. Der verwandelte den Spielzug regelgerecht  nach Paragraf 52 seiner Spielordnung: Er bestimmte die TSG A-H Bielefeld zum Aufsteiger. Zugrunde legte er seiner „Bewertung nach sportlichen Gesichtspunkten" das Abschneiden der drei Vereine in den letzten Spieljahren. Was ja auch naheliegt, obwohl es gut wäre, wenn dieses Kriterium klar definiert in der Spielordnung stände.

Dieses Verfahren, bei dem sie als Neuling im Vergleich mit den etablierten Oberliga-Spitzenklubs keine Chance hatten, stößt den Harsewinkeler Handballern zwar so sauer auf, dass ihnen im ersten Ärger sogar eine Annullierung der Saison und damit der Verzicht auf einen Aufsteiger  sympathischer schien. Und womöglich wäre ja auch schon Anfang April, als die Idee, an der Aufstiegsrunde zur 3. Liga teilzunehmen, ehrgeizig umgesetzt wurde, absehbar gewesen, dass es wegen der Entwicklung der Corona-Pandemie  überhaupt nicht zu dem sportlichen Vergleich kommen konnte, bei dem sie sich so gute Chancen für ihre junge, talentierte Mannschaft ausgerechnet  haben.

Doch wenn sich die Enttäuschung über das unbefriedigende Ende ihres ersten Anlaufs zur 3. Bundesliga legt, wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die intensive administrative Vorbereitung keine vergebliche  Liebesmüh gewesen ist. Der Handball bei der Turn- und Sportgemeinschaft Harsewinkel wird von der unmissverständlich formulierten Zielsetzung „Leistungssport", der dafür durchgeführten Bestandsaufnahme und den bereits eingeleiteten ersten Schritten zur Weiterentwicklung der Abteilung schon bald profitieren. Zum Beispiel bei der Nachwuchsarbeit durch einen tragfähigeren Unterbau oder durch ein ertragreicheres Sponsoring. Bei der TSG erkennen sie schließlich durchaus an, dass die Bielefelder mit ihrer Spielbetriebs GmbH oder der in der Bundesliga spielenden A-Jugend und die Loxtener dank ihrer Hans-Peter-Reinert-Stiftung oder der ebenfalls der Landesliga angehörenden 2. Mannschaft noch deutlich bessere Voraussetzungen haben.

Auch wenn es im Fußball bereits in der vierthöchsten Liga um ganz andere Summe und viel mehr Professionalität geht: Was es heißt, einen Verein nach einem Aufstieg in kürzester Zeit nicht nur sportlich, sondern auch organisatorisch und wirtschaftlich auf ein höheres Niveau führen zu müssen, können die Harsewinkeler Macher übrigens aus erster Hand erfahren. Sven Bröskamp, der Kapitän ihres Oberligateams, arbeitet auf der Geschäftsstelle des SC Verl und erlebt dort gerade, wie viel Last die Lust am Aufstieg mit sich bringt.

Uwe Kramme